3
Sep
2005

...

So langsam lichtet sich also die anfängliche Verwirrung...

...wenngleich sie sich nicht immer in Wohlgefallen aufzulösen vermag – aber das gehört hier wohl dazu. Wir sind jetzt gut eine Woche in der Ramallah, beginnen langsam mit unserer Arbeit, lernen Menschen und Umgebung kennen, versuchen mit leichten Fortschritten des hier gesprochenen Arabischs Herr (Sorry! Die gegenderte Form klänge hier echt blöd) zu werden.
Kulinarisch erde ich mich mit Kartoffeln, Senf, Ketchup etc. und für den Fall, dass die Sehnsucht nach heimatlicher Küche überhand nehmen sollte, liegt eine Packung Butter im Notfallfach des Kühlschranks bereit. Aber noch ist alles gut. Allein… das Brot... nun ja, the same old story of a German and a foreign bred in… love (?).
Einen Stadtplan von Ramallah haben wir auch endlich erhalten, wenngleich sich dessen Autor oder Schriftsetzer nicht sicher ist, ob Ramallah jetzt „the bride“ oder „the pride of Palestine“ sein soll. Nun ja, zumindest aus territorialpolitischer Sicht, ist diese Unsicherheit wohl realsatirisch richtig... Apropos: Der jüngste Anschlag in Beer Sheva hat, al-hamdullilah (ja, jetzt ratet mal...), keine bisher nennenswerten Auswirkungen auf Ramallah gehabt. Das nach der Belagerung des sterbenden Arafats im letzten Jahr ziemlich heruntergekommene Hauptgebäude der palästinensischen Autonomiebehörde (PAB, bekannt aus Focus und Fernsehen), an dem wir fast täglich vorbeilaufen oder -fahren, ist so lässig „bewacht“ wie vor dem Attentat; bei Sonnenuntergang sitzt ein Soldat entspannt auf der Mauer, lässt Beine wie Seele baumeln und winkt uns Westlern freundlich mit dem MG. Selbst die Sandsäcke vorm Eingang schauen geruhsam.
Die Bekanntschaft eines wohl relativ kleinen Funktionärs der PAB haben wir auch schon machen dürfen, was in der Art uns hier eigentlich häufig widerfährt, da wir auffallen, wie... ja, wie... ach, keine Ahnung, wir fallen auf. Was diesen Kontakt angeht, scheint es jedoch vermutlich eher um Quantität als Qualität zu gehen: je mehr westliche Kontakte ein Mitarbeiter hat und zu nutzen versteht, desto wahrscheinlicher wird er bei der Besetzung der nächsthöheren vakanten Stelle berücksichtigt – und die steht bekanntlich häufig an. Sehr nett war der Mann allemal und hielt ein gesundes Maß zwischen Lobpreisung für und Warnung vor seinen Landsleuten ein.
Einer seiner noch freundlicheren Landsleute wollte uns dann nach zwei Straßengesprächen auch gleich überreden, Sprachunterricht für Wenauchimmer zu geben, ganz rausgefunden haben wir das nicht, und so richtig sagen, wofür er uns wirklich ge- oder verbrauchen möchte, wollte er auch nicht... (Für alle South-Parks-Fans dürfte der Verdacht „Operation Human Shield“ ein Begriff sein.) Überhaupt hielt er sich eher bedeckt, erklärte zwar freundlich, den optischen Unterschied zwischen palästinensischen Polizisten – blau Uniformierte mit Pistolen – („Secret Police“, ohohoh!), Verkehrspolizisten – blau uniformierte ohne Pistolen, dafür jedoch mit grellgrünen Scherpen und Terminator-Sonnenbrillen – („...“) und Militärs – grün Uniformierte mit MG’s – („The green ones control the borders. mhh... But, in fact, we have no borders. !!!“) – wofür die Militärs aber dann gut sind, verschwieg er höflich... Ansonsten laufen hier noch so ein paar bullige Knallscharchen in Feldtarnanzügen (in der Stadt!) und Walkietalkies (!) herum, unbewaffnet; zu welcher Organisation, bzw. eher NGO oder PMC die jedoch gehören, ist mir noch unklar. (Angeblich auch „Polizei“. Sachdienliche Hinweise Eingeweihter, die meine Ankommermentalität bespötteln wollen und können, sind sehr herzlich willkommen.) Hauptsache ist wohl, dass sie wichtig aussehen dürfen und wir ihnen ausweichen, wenn sie die Steige entlang patrouillieren.

Und, um indirekt beim Thema zu bleiben, haben wir nun auch herausgefunden, warum israelisches Militär hier nahe ist und soviel Verkehr auf der kleinen Provinzstraße vor unserer Bergunterkunft verläuft. Fast in Sichtweite unseres Daches liegt, östlich des Nordens Ramallahs, bestens bewacht eine riesige israelische Siedlung, für die die Hauptverbindungsstraße zwischen Ramallah und Nablus annektiert wurde. Die Palästinenser müssen jetzt „unsere“ Popelstraße benutzen, auf der, wiederum fast in Sichtweite unseres Daches, bis vor kurzem ein großer Checkpoint installiert war, von dem jetzt nur noch die Ruinentrümer am Straßenrand liegen und der nicht wenige Menschen... – aber solche Storys kennt man ja. Das Reha-Zentrum Star Mountain, in dem wir unterkommen, jedenfalls, war bis zur Errichtung dieses Checkpoints wohl auch noch ein Internat – das war dann „natürlich“ passé, eigentlich eine scheiß Situation für LehrerInnen und Kinder, zumal Behinderte hier noch wesentlich stärker benachteiligt und aus dem Sichtfeld exkludiert sind, als in Deutschland. Gleichzeitig steigt durch besagte Siedlungsfestung der Grundstückswert unserer Residenz, weil Ramallah, nahezu eingekesselt von drei Seiten, sich baulich wohl nur noch nach Norden erweitern kann. Operation gelungen, Patient tot. Im Kern aber bleibt, auch was die Philosophie dieser Einrichtung hier anbelangt, der Star Mountain ein wunderbares Projekt und ist nicht nur auf Spenden sondern sicher auch auf viele Engagierte vor Ort angewiesen... Freiwillige vor. Nächste Woche startet hier die Schulzeit wieder, dann kann ich ein paar konkretere Eindrücke weitergeben...

Zumal hier vorgestern Feiertag war, Mohammed ritt vor knapp 1400 Jahren gen Himmel, waren wir jetzt fast zwei Tage in Jerusalem, aber bis auf die – vorrangig dank der wiedergesehenen Gesichter – recht angenehme Party am Abend, hält sich mein Drang, über diesen Ort zu berichten, in argen Grenzen. Dafür, dass es die Heilige Stadt, jedenfalls die Altstadt, jedenfalls für drei Weltreligionen, jedenfalls also für mehrere Milliarden Menschen ist, ist sie... nein, ich sag’s doch nicht. Sonst steigt mir noch so ein Idiot auf’s Dach, der Lessing (wie ich meine: zu Recht, wenn auch nicht absichtlich) nie gelesen hat und meint, ich hätte unseren Gott beleidigt. Die Klagemauer war schön. Der Felsendom auch. Und die Geburtskirche. (Die letzten drei Sätze dienen sowohl inhalt- wie auch reihenfolglich allein meiner gesundheitlichen Absicherung, können also von klügeren Leuten als Makulatur betrachtet werden. Gesehen, habe ich eigentlich nur die Klagemauer (der Bereich für Frauen ist sehr wesentlich kleiner als der für Männer). Und den Felsendom aus der Ferne (goldig). Die Geburtskirche habe ich noch nicht gefunden. Oder übersehen. Aber nicht weitersagen. Wer will schon enden wie van Gogh – nicht der mit dem bzw. besser ohne das Ohr – na gut, vielleicht auch nicht wie der, aber ich meine den Niederländer, den mit dem Schraubendreher im Magen. Und im Herzen. Und, naja, fast überall eigentlich.) Man glaubt gar nicht, wie viel Schrott und Nippes die einem in der Altstadt andrehen wollen. Man kann Klobürsten in der Heiligen Stadt kaufen! Ich will ja jetzt wirklich nicht auch noch wie ein Idiot der o.g. Sorte daherkommen: aber ist es nicht aufgezwungene Blasphemie, wenn ich Jerusalem spontan nicht nur mit allzu sorglos entsorgtem Touristen- und Pilgermüll, sondern auch mit Scheiße assoziieren muss? Am sympathischsten war zunächst letztlich ein alter arabischer Lokalbesitzer, der nahe der Altstadt gemächlich und zufrieden eine Tasse guten Kaffees ausschenkte, diesen in hebräischer Schrift bewarb, gelegentlich sanft einnickte und auch ein Erlöserbild überm Tresen zu hängen hatte. Puuh, Kurve jerad noch sojekricht, wa... So war es eben gut, recht unbedarft und ziellos durch Jerusalem zu tingeln, eine riesige Trauer-Demonstration der Abzugsgegner zu betrachten, die die Särge von den aufgelösten jüdischen Friedhöfen Gazas überführten, sich etwas zu verlaufen... und erst anschließend die üblichen Touristenführer zu studieren. So läuft man bei den kommenden Besuchen der Stadt nicht mehr so verpeilt und übereifrig durch die Gegend...

In zwei Wochen beginnt dann auch noch der Ramadan, so dass wir jetzt nun etwas die belebten Straßen Ramallahs erkunden, bevor tagsüber bald tote Hose und leerer Magen en vogue sein werden... Nichts gegen ernste religiöse Andacht, aber wo Religionstraditionen eher sozialen Repressionen gleich zu kommen scheinen, kann die unreflektierte Faszination eines (auch) Kulturtouristen wie mir schnell in Abscheu umschlagen.
Im Allgemeinen darf also festgehalten werden, dass ich langsam angekommen bin, versuche, viel Unangenehmes einfach mittels Sarkasmen zu kanalisieren, mich sehr gespannt auf unsere Arbeit hier freue, auch wenn das nicht nur dafür essentielle Notebook erste Anzeichen ernsthafter Erkrankungen (Schwitzen am Abend, Husten bei Überforderung, Halsschmerzen bei mir, durch nervöses Anderkippenuckeln, wenn’s wieder mal Fehlermeldungen erbricht. Wohlgesonnene Sponsoren gern gesehen!), überrascht bin, wie viele neue Informationen in kurzer Zeit dann doch in den sonst etwas starrsinnigen Schädel passen, ist man erstmal ins lauwarme Wasser gestoßen worden (danke, Katrin. Und jederzeit hier willkommen!).

Und um erneut mit dem nicht ganz verkehrten Klischeebild des rauschmitteltoleranten Westlers zu schließen, sei noch erwähnt, dass sich die Kaffeelage („Real Coffee“, 20,- NIS) etwas entspannt hat (die ... andere auch (ca. 8,- NIS)) und ich es endlich geschafft habe, dieses ekelhafte Marlboro-Kraut hinter mir zu lassen, weil ich nunmehr ein echtes Tabakgeschäft gefunden habe. Der nächste Beitrag wird also vermutlich von den lustigen Reaktionen einiger Palästinenser handeln, die mir wohlwollend und stolz ihre Marlboros anbieten wollten... Mal schauen, auf welche Resonanz mein sozialrevolutionäres Entwicklungshilfeprogramm „Selbstdreher aller Länder vereinigt euch!“ stoßen wird. Die EU wird ja eher dagegen sein...


Postskriptum: Allerdings kann auch auf etwaige Themenwünsche der LeserInnen eingegangen werden, insbesondere jener korrekt aufgeregt kritischen, denen der sicherheitspolitische oder sicherheitspolitische Teil zu ausführlich und vermeintlich oder tatsächlich pauschalisierend wie diskriminierend daherkommt, und der zivilorganisatorische wie optische zu marginal ausfällt. Vorschläge meinerseits: Müllentsorgung, Flora und Fauna aus Laiensicht (Die Lena schreibt’s dann bestimmt richtig.), Wasserverbrauch, Wirtschaft (Wie nennt man eigentlich ein Geschäft, in dem man gleichzeitig Wasserhähne, Fusel, Fahrradreifen, Sitzmöbel, Obst, Zigaretten, Rasiercreme, Zylinderkopfdichtungen für Nissan und BMW, Wäscheklammern, Pornos, Armbanduhren, Koran und Mietwohnungen erhält? Bisher war die Antwort nur: „Business, my friend.“)*, Straßenverkehr und Straßenverkehr, Daylife statt Nightlife, von mir aus auch die unvollständige Wiedergabe eines im Radio übertragenen Freitagsgebets irgendeines ... (s.o.), welches nach Überquerung des Kallandia-Checkpoints im Taxi über uns erhallte (Wer errät, in welcher Reihenfolge und wie häufig die Phrasen „Allah ist groß!“, „Islam ist mächtig!“ und „Juden... [Textpassage von der Politischen Polizei wegen politischer wie sonstiger Inkorrektheiten zensiert sowie auch – mit bestem Dank für die behördenübergreifend hervorragende Kooperation – vom Bundesamt für jugendgefährdende Schriften indiziert.]!“ fielen, erhält bei Gelegenheit eine akustische Digitalkopie unter 1,5 MB gratis per E-Mail.).

*Verzeihung. Ich hatte eine Wette zu laufen, dass ich es durchaus schaffen würde, drei spezielle Wörter dieser Frage in einem veröffentlichten Satz unterzubringen. Ich habe gewonnen! Der Inhalt des Satzes ist trotzdem richtig. Und die Frage dennoch relativ unbeantwortet. Denn Business macht hier nach eigenem Bekunden scheinbar jeder. Selbst Bettler. Aber die verkaufen keine Wasserhähne. Im Normalfall.**
** Ích bitte um Entschuldigung für das pubertäre Wortspiel im Zusammenhang von Bettelei, Normalität und Fall.

Beitrag eigentlich vom 28.08. oder so...

...so sagten wir Gütersloh ein Lebewohl und flogen ins Heilige Land.

As-salamu alaikum! Dafür, dass wir von Montag Abend bis Donnerstag Nachmittag, die Leistung erbracht haben, nach einem letzten, privat produzierten Interview-Roadmovie in Gütersloh nach Hamburg zu rasen, von dort aus nach Zürich zu jeten, von dort nach Tel Aviv (man hat uns nicht mal gefilzt, Unverschämtheit) und von dort nach Jerusalem, über den Kallandia-Checkpoint samt des ästhetisch wenig anspruchsvollen und daher der Sache gerecht werdenden Schutzwalls der Israelis – letztlich nach Ramallah, in dessen Nähe wir jetzt wohnen – hält sich der Kulturschock in annehmbaren Grenzen. In Ramallah sind wir, voll bepackt, käseweiß und mal eben das Notebook auf einer Hauptstraße auspackend, wohl in jedes Fettnäpfchen gelatscht, was sich uns bot; mit Ausnahme des Polizisten, der eher nach MP aussah und sich aus höflicher Distanz um unsere Sicherheit zu sorgen schien, jedoch, haben dies wohl alle mit Nachsicht betrachtet. Insbesondere selbstverständlich unsere bisher einzigen zwei Solotaxifahrer: zweimal gefahren, zweimal in vollem Bewusstsein beschissen worden. Da einer jedoch Israeli, der andere Palästinenser war, wurden wir immerhin politisch korrekt über alle Ohren gehauen. Nun ja, Lehrgeld halt. Und hätten wir nicht die Begleitung und Unterstützung Tinas gehabt, die schon eine Weile in Tel Aviv ist, wäre wohl alles etwas unkoordinierter gelaufen.

So versuchen wir nun anzukommen, was hier sehr gut gelingt, da wir auf dem Star Mountain (Djebel nejmer; Fotos und Infos unter: www.starmountain.org) unterkommen, einer verhältnismäßig sehr gut ausgestatteten ehemaligen Lepra-Kolonie (ja: Le-pra!), die heute ein „Behinderten-Rehabilitations-Center“ (!), im Kern also eine sehr interessante Schule ist. Die Grillen zirpen, der Verkehr rauscht nahe vorbei, im Südlichen liegt Ramallah, dahinter leuchtet der Lichtsmog Jerusalems, im Nördlichen die Lämpchen Bir Zeits, und neben den regelmäßigen Gesängen des Muezzins (wenig später setzt ein absurd rhythmisches Heulen der Hunde und das Blöcken eines Esels ein – bis der Hahn kräht und die Ramallaher Vorstadtmusikanten fast vollzählig sind) lauscht man des Abends besonders gerne dem etwas entfernten Grollen israelischer Artilleriesalven. Da diese aber recht koordiniert und nach gleichförmigem Kaliber klingen, handelt es sich wohl nur um routinierte Übungsmanöver der IDF – bei Gelegenheit werden wir mal nachfragen (aber nicht bei denen). Wenn man erlebt hat, wie einem die israelischen, fast noch kindlichen RekrutInnenen in überfüllten Bussen, High-Heels oder Nikes ihre uralten, aber stylisch aufgemotzten Gewehre gegen’s Schienbein knallen, klingt weit entfernter Donner eigentlich eher nach lustigem Feuerwerk – nur ohne bunt erleuchteten Himmel. (Speziell für meine Mama: Der Entspannung jedenfalls tut das keinen Abbruch.) Dennoch setzt die Solidarisierung mit der palästinensischen Sache (?) für Menschen wie mich erstaunlich schnell ein, sitzt man erstmal mit ihnen in einem räumlichen Boot… und lässt die kurzen aber heftigen Fetzen revue passieren, die man pauschal in ein paar kurzen Tagen von der israelischen und der palästinensischen Mentalität zu erkennen geglaubt hat. Die israelische Armee jedenfalls kann trotz offiziellen Autonomiestatus Ramallahs recht weit vordringen, da sich in Sichtweite unserer Unterkunft eine riesige Siedlung oder gar Festung befindet, und die Autos fahren dann noch etwas hektischer als gewöhnlich, wenn sie einen rundum gut gesicherten Militärjeep am Straßenrand sehen, dessen Insassen mal eben wieder halbe Kinder in Reih und Glied Aufstellung nehmen lassen und den sich nahenden Fahrern leider sehr mehrdeutig interpretierbare Befehle per Handzeichen geben. Und gerade ist die Situation ohnehin etwas angespannter, weil es seit langem wieder ein relativ großes Attentat in Beer Sheba gab – mal sehen was geschieht. Denn obwohl wir hier quasi an der Quelle sitzen, ist der Informationsfluss für uns gleich null – wir glotzen Tagesschau.



Was unseren Job hier angeht (für alle, die es nicht wissen, sei zunächst nur kurz erwähnt, dass wir ein Schüleraustauschprogramm zwischen der Anne-Frank-Schule in Gütersloh und der School of Hope in Ramallah evaluieren), kann gesagt werden, dass wir den Gütersloher Teil in hervorragend kurzer Zeit, mit von uns dankbar angenommener Unterstützung aller Beteiligten und zu unserer zunächst von Skepsis geprägten Überraschung mehr als umfassend absolviert haben. Nur konzentriert zuhören können wir nach über dreißig Interviews in gut sechs Tagen jetzt erstmal nicht mehr. So verlegen wir uns auf’s langsame Eingewöhnen, lernen ein paar Brocken des palästinensischen Arabischs, genießen das tolle Klima sowie die Unmengen unterschiedlichsten Humus’ etc. und versuchen zu realisieren, dass wir nach all dem Vorbereitungs- und sonstigem Stress der letzten Monate endlich hier sind und ich für meinen Teil zum ersten Mal seit Urzeiten, das Tempo selbst bestimmen kann, in dem ich arbeiten möchte.

Ohnehin hat sich nach arbeits- und aufregungsreichen Monaten in Berlin und anderswo bei mir soweit alles zum Ruhigeren gewendet; die letzten sehnsüchtig erwarteten guten Nachrichten trafen noch kurz vor Abflug ein, so dass ich für mich das ungewohnt entspannte Gefühl haben darf, zu Hause alles in einem guten Abschluss hinterlassen zu haben und mich voll auf unsere Arbeit und unsere Umgebung konzentrieren zu können. So kann sich meine lang vermisste Penibilität wieder Bahn brechen und ich endlich wieder – typisch deutsch – herum mosern, dass dieser oder jener Wasserhahn falsch justiert ist, die Steckdose schräg von der Wand hängt, der Kater nach Katze riecht und das ganze Pipapo… Kurz: alles ist soweit schön, Honeymoonphase, meint Lena, und nach einigen Tagen Ruhe fiel uns eigentlich schon die Decke auf den Kopf. So erkundeten wir Ramallah etwas, lernten gleich ein paar Leute kennen und werden bald Kontakt zur School of Hope aufnehmen – ich mag meinen Job und will grad auch nichts anderes machen. Und wie oft kann man so was von einem Deutschen heute schon noch hören… Die erste kleine politische Fundi-Demo haben wir auch schon mit ansehen dürfen und etwas später ein paar junge Palaestinenser kennengelernt, die uns demnaechst die Uni zeigen werden...



Apropos Politik und Bildung: das Beste hier sei natürlich nicht vergessen. Weit und breit kein Werbeplakat von meinem Bundeskanzler, keines von seiner Konkurrentin… Kein Papst, kein Beckenbauer, kein Kerner, kein Biolek, keine Christiansen, kein Lafontaine, kein Sommer, kein Rogowski, kein Henkel, kein Westerwelle, keine sonstigen Dreigroschenfressen. Aber, bevor ihr alle herstürmt: auch kein Bier, jedenfalls keines auf dem nicht auch groß 0,0% stünde. Seufzschluchzjammer. Andererseits: wozu noch Alkohol, wenn kein Bundeskanzler, keine Konkurrentin, kein Kerner, kein Biolek…. ich hör jetzt auf und rock etwas im Takt der Artillerie. Mer salam (für Christian).
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hallo - marhaba - shalom

Lena und Sebastian gehen nach Ramallah... Tina und Christine gehen nach Tel Aviv... Anne geht nach Ostjerusalem... ... und Linda geht nach Beer Sheva. Und zusammen fahren wir nach *palisra*. Sechs ASAten sind wir und diesen Sommer werden wir drei Monate in Israel / Palästina in vier verschiedenen Projekten als Praktikanten arbeiten. Hier in *palisra* berichten wir von allem, was uns passiert, was uns wichtig ist, von unserer Arbeit und unserer Freizeit.

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